Am 12. November trafen sich europäische Early-stage Investorinnen und Investoren, politische Entscheidungstragende und Talentfördererinnen und Talentförderer um gemeinsam die Zukunft der europäischen Startup Szene zu gestalten. Über 250 Gäste folgten der Einladung der Austrian Angel Investors Association (aaia) und verfolgten das spannende Online-Event, bei dem hochkarätige Branchenexpert*innen interessante Facts und Trends zur Gründung und Skalierung von Startups in Europa präsentierten.
Suboptimale Startbedingungen für europäische Start-ups
Nach der Eröffnung durch aaia-Geschäftsführerin Laura Egg und Lisa Fassl, Co-Founder & CEO von Female Founders, bildete die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Margarete Schramböck mit Welcome Words den Auftakt für die tagesfüllende Veranstaltung. Sie sprach darüber wie wichtig es ist, Rahmenbedingungen für Start-ups zu schaffen, die es ihnen nicht nur ermöglichen in Europa gegründet zu werden, sondern auch hier zu bleiben und zu wachsen. Auch die zwei darauffolgenden Keynote Speaker Alexander Kudlich, General Partner bei 468 Capital, und Flixbus-Gründer André Schwämmlein bestätigten in ihren Reden, dass die momentanen Rahmenbedingungen für Start-ups nicht optimal sind und die Politik diese dringend verbessern muss, um erfolgreiche Skalierungen in Europa zu ermöglichen.
In diesem Sinne folgten zahlreiche spannende Speakerinnen und Speaker und Panel-Diskussionen zu den vier Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Startup-Szene: Talent, Risikokapital, Corporate Innovation und die passenden (politischen) Rahmenbedingungen. Zu den Panelist*innen zählten hochkarätige internationale Rednerinnen und Redner wie Philipp Herkelmann von Entrepreneur First, Deepali Nangia vom Atomico Angel Program, Georg Hauer von N26, Ines Streimelweger von Creandum, Varun Purandare von Accel und der Start-up-Beauftragte des BMWi Deutschland Thomas Jarzombek.
“Talent ist eine Folge von sozialem Hintergrund, Familie und Bildung”
Auch im Panel über die politischen Rahmenbedingungen bestand klare Einigkeit darüber, dass Handlungsbedarf besteht. “Wir müssen Menschen, die bereit sind große Risiken einzugehen, besser unterstützen”, sagt Anton Kittelberger, Mitbegründer und Geschäftsführer von Sweet Ventures. Wir haben bereits gute Grundvoraussetzungen in Europa, jedoch müssen wir unserer Fragmentierung überwinden um diese noch deutlich zu verbessern. Laut Claudia Gamon, Abgeordnete zum Nationalrat für NEOS, müssen sich politische Entscheidungsträger*innen bewusst sein, dass bezüglich Finanzierung und Forschung bei Venture Capital gilt – mehr ist mehr!
“Die Herausforderung ist die unterschiedliche Verteilung von Talent und Risikoaffinität in einem Land und zwischen den verschiedenen Ländern. Es gibt keinen allgemeingültigen Zugang”, beschreibt Philipp Herkelmann, Geschäftsführer von Entrepreneur First Germany, die momentane Situation. Wie man unternehmerisches Talent fördern kann, erklärt Johannes Lindner, Gründer der Initiative for Teaching Entrepreneurship: “Talent ist eine Folge von sozialem Hintergrund, Familie und eine Frage der Bildung. Wir müssen mehr in Bildung investieren, denn die Unternehmer*innen der Zukunft sitzen jetzt in unseren Schulen.”
Mangel an Europäischem Wachstumskapital
Im Panel über Kapital wurde darüber diskutiert, dass Geldmittel für Early-Stage Startups zwar ausreichend vorhanden sind, es momentan jedoch noch an Wachstumskapital aus Europa mangelt. Doch Varun Purandare, Vizepräsident von Venture Capital Fonds Accel, sagt: “Es gibt keine bessere Zeit um Gründer zu sein als jetzt. Verschiedene Fördermittel kommen jetzt herein, um die Wachstumskapital Lücke zu schließen.” Carsten Just, Head of ERP-EIF Dachfonds des Europäischen Investitionsfonds, erklärte was der EIF diesbezüglich für Maßnahmen setzt: “Es gibt noch viel zu tun und wir werden weiterhin weniger entwickelte Regionen und neue technologische Bereiche unterstützen und an der Wachstums- und Later-Stage-Finanzierung arbeiten, die immer noch sehr stark von US Investoren abhängig ist.”
Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit
Das Panel über Corporate Innovation war sich einig, dass Zusammenarbeit über das eigene Unternehmen hinweg essentiell ist, um Innovation voran zu treiben. Stefan Kreppel, Head of Open Innovation bei Palfinger: “In der Zukunft müssen wir uns auf spezifische Themen fokussieren, unsere Energien bündeln und Expertise und Wissen zusammenbringen. Wir werden die Lösungen der Zukunft nicht alleine entwickeln, das können wir nur zusammen schaffen.” Auch Michael Brigl, Partner und Geschäftsführer bei der Boston Consulting Group, antwortet auf die Frage, ob Innovation im eigenen Unternehmen oder in Zusammenarbeit passieren sollte: “Einerseits müssen wir die innovative Kraft des eigenen Unternehmens fördern und anregen, aber wir müssen auch offen für andere Ideen und Potential von außen sein. Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Sweetspot und es ist wichtig die richtige Balance zu finden.”
Die sogenannten Breakout-Sessions boten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die exklusive Möglichkeit, mit den Speakerinnen und Speakern über Themen wie gender-diverse Gründerteams, Skalierung bis zum Unicorn-Status und Synergien zwischen US-amerikanischen und Europäischen Venture Capital Funds zu diskutieren. In der Virtual Startup Expo Area konnten währenddessen über 25 innovative Startups virtuell besucht werden und die Networking Area stand den ganzen Tag, und auch noch nach dem Event, für wertvollen Austausch mit anderen Investorinnen und Investoren zur Verfügung.
Author:
Kerstin Tischnofsky, Communications Manager at Austrian Angel Investors Association (aaia)