
Ein offener Brief des AAIA Vorstandes zum Status Quo des Innovations-Standortes Österreich
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Als führendes Netzwerk für Angel Investor*innen in Österreich, beschäftigen wir uns tagtäglich mit innovativen Geschäftsmodellen, Technologien die ganze Industrien verändern und ambitionierten Gründerinnen und Gründern, die mit ihren Ideen die Welt verbessern wollen. Unsere Mitglieder und Partner begleiten diese Menschen auf ihrem Weg – durch alle Höhen und Tiefen, mit Rat, Know-how, Netzwerk, Kapital. Und der Hoffnung, einen wichtigen Beitrag zur Lösung von relevanten Problemen zu leisten.
Mut braucht das Land
Genau diese Menschen sind es, die es für eine vielversprechende Zukunft für uns und alle nachfolgenden Generationen braucht: Menschen, die Mut haben. Die Risiken eingehen. Menschen, die unternehmerisch handeln. Und genau diesen Vordenker*innen muss es ermöglicht werden, ihre (Geschäfts-) Ideen in Österreich zu realisieren, von hier aus zu wachsen, international erfolgreich zu sein und damit den Wirtschaftsstandort langfristig zu stärken und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Private Initiativen leisten hier bereits seit Jahren essentielle Beiträge, ohne die sich das Startup- und Innovationsökosystem nicht zu dem entwickelt hätte, was es heute ist. Wenn wir als Standort weiterhin relevant bleiben und uns im globalen Umfeld positionieren wollen, braucht es aber mehr: Einen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmen, in dem unternehmerisches Denken & Handeln gefördert wird. In dem Menschen und ihre Ideen unterstützt werden. In dem Innovation entstehen und wachsen kann.
Liebe Politiker*innen, wir brauchen euch
Und genau dafür ist die Politik gefragt. Wir wünschen uns daher – in Vertretung unserer Mitglieder, Partner, Freunde, von Unternehmerinnen & Unternehmen, deren Teams und allen ambitionierten, zukunftsgerichteten Österreicherinnen und Österreichern – von der österreichischen Bundesregierung, eine sinnvolle, langfristig orientierte, übergreifend gedachte Strategie für einen innovativen & unternehmerischen Wirtschaftsstandort.
Im Rahmen einer Arbeitsgruppe unserer Mitglieder und in Gesprächen mit Partnerorganisationen wurden vier essentielle Maßnahmen identifiziert, die sich unmittelbar positiv auswirken und deren Umsetzung wir uns – besonders nach einer wenig zufriedenstellenden Steuerreform – im angekündigten Startup Paket der Bundesregierung wünschen:
- Moderne Rechtsform für Unternehmen: Weder GmbH noch AG sind optimale Rechtsformen für junge, schnell wachsende Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf. Daher wünschen wir uns sowohl aus Investor*innen- als auch Unternehmenssicht eine neue Rechtsform, welche die Vorteile von AG und GmbH verbindet. Details dazu finden sich in diesem mit der Rechtsanwaltskanzlei Herbst Kinsky erarbeiteten Konzept.
- Reform Rot-Weiß-Rot-Karte: Die Zukunft ist digital. Egal ob in der Weiterentwicklung bestehender Unternehmen oder bei der Initiierung neuer Geschäftsmodelle, IT-Expertise und unternehmerische Skills sind essentiell. Um die besten Köpfe nach Österreich zu bringen und dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, braucht es effiziente Maßnahmen, die es heimischen Unternehmen ermöglicht, Mitarbeiter*innen aus dem Nicht-EU-Ausland zu rekrutieren – und das schnell, effizient und ohne zusätzliche bürokratische Hürden.
- Steuerliche Anreize für Angel Investments: Um (schnell) zu wachsen, brauchen Unternehmen Kapital. Dieses kommt allerdings viel zu selten von privaten Kapitalgeber*innen. Damit jungen Unternehmen mehr “smart money” (Kapital in Kombination mit Knowhow & Netzwerk) zur Verfügung steht und sich in Österreich eine nachhaltige Eigenkapitalkultur entwickeln kann, braucht es entsprechende steuerliche Anreize. Wir empfehlen daher die Einführung eines Tax Incentive Modells nach dem Vorbild Großbritanniens.* Details zu einem konkreten Vorschlag für ein solches Modell finden sich in diesem, mit der Steuerberatungskanzlei ECOVIS, erarbeiteten Konzept.
- Fund of Funds: Im Anschluss an Angel-Finanzierungen folgt idealtypischer Weise ein Investment durch Venture Capital Fonds. Davon gibt es in Österreich allerdings nur eine sehr überschaubare Anzahl, weshalb viele Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf im Ausland auf Kapitalsuche gehen – und nicht selten an diesen attraktiveren Standorten bleiben. Um genau dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es gezielte Maßnahmen um die Venture Capital Industrie in Österreich zu stärken: Zusammen mit der Austrian Private Equity & Venture Capital Organization (AVCO) treten wir daher für die Schaffung eines Dachfonds (Fund of Funds) ein, der als Ankerinvestor für solche Fonds agieren soll.
Der Titel dieses Beitrages lautet “Österreich, fit für die Zukunft?”. Wir sind uns wohl alle einig: Aktuell sind wir es nicht. Noch können wir allerdings etwas daran ändern. Man muss allerdings nicht nur können, sondern auch wollen.
Der Vorstand der Austrian Angel Investors Association,
Niki Futter, Hansi Hansmann, Selma Prodanovic, Werner Wutscher & Stefanie Zrinyi
Die gesammelten Vorschläge zur Attraktivierung des Standortes Österreich finden sich in unserem 2017 erstellen Dokument “Chancenkapital”. Dieser Beitrag wurde vom Vorstand der Austrian Angel Investors Association verfasst. Die dargestellten Maßnahmen wurden von einer aaia internen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Werner Wutscher abgestimmt.
*Die Einführung dieses Modells wirkt sich übrigens nicht negativ auf das Steueraufkommen aus: Entgangene Einnahmen aus den Einkommenssteuerbeiträgen von Investor*innen, werden über die Schaffung von Arbeitsplätzen in den finanzierten Unternehmen und die dabei anfallenden Abgaben wieder rückgeführt. Nachzulesen hier.